Herz aus dem Takt
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11. April 2024Wiener Vorhersagemodell für Thromboserisiko
Um nach einer Venenthrombose einen eventuellen Rückfall zu vermeiden, müssen Patientinnen und Patienten danach meist für immer blutverdünnende Medikamente einnehmen. Ein Vorhersagemodell ermöglicht allerdings eine Einschätzung des tatsächlichen Risikos – und damit die Chance auf ein Leben ohne diese Medikamente.
Jährlich kommt es in Österreich zu mehr als 8.000 Thrombosen und Lungenembolien. Bei einer tiefen Venenthrombose bildet sich ein Blutgerinnsel in einer großen Vene, häufig in der Bein- oder Beckenvenen. Thrombosen können ohne Beschwerden ablaufen oder deutliche Symptome verursachen. In vielen Fällen bemerken Betroffene anfangs ein Schwere-, Spannungs- oder Wärmegefühl im betroffenen Bein oder eine schmerzhafte Schwellung des Beines. Häufig kommt es auch zu Schmerzen und einer Verhärtung der Wade, später kann sich die Haut leicht bläulich oder rötlich verfärben. Löst sich das Blutgerinnsel von der Venenwand ab und wird es in die Lunge geschwemmt, droht eine lebensbedrohliche Lungenembolie. Ist die Venenthrombose diagnostiziert, wird mit Medikamenten der Gerinnungsvorgang unterbrochen. Und in Folge werden auch im Anschluss gerinnungshemmende Mittel verordnet, um einen möglichen Rückfall zu verhindern.
Rückfallrisiko wird errechnet
Ob diese Therapieentscheidung für jeden Betroffenen tatsächlich nötig ist, kann mit Hilfe eines Risiko-Kalkulators errechnet werden. An der MedUni Wien wurde ein solches Vorhersagemodell – das „Vienna Prediction Model“ – entwickelt und dessen Aussagekraft nun in einer großangelegten klinischen Studie bestätigt. Unter Berücksichtigung bestimmter Faktoren, wie dem Geschlecht, der Lokalisation der Venenthrombose und des Laborwertes D-Dimers, der wichtige Hinweise darauf, liefert, ob sich im Körper Blutgerinnsel gebildet haben, kann das Modell das Rezidivrisiko für Venenthrombosen erfassen. So können also jene Betroffenen herausgefiltert werden, die nur ein geringes Risiko für einen Rückfall haben und möglicherweise keine langdauernde Blutverdünnung benötigen. Und ebenso jene, deren Risiko erhöht ist, und die unbedingt weiter medikamentös versorgt werden sollten.
Keine Dauer-Medikation
In die Studie, die im renommierten European Heart Journal veröffentlicht wurde, wurden 818 Patientinnen und Patienten aufgenommen. Bei 65 Prozent von ihnen wurde das Rezidivrisiko laut dem „Vienna Prediction Model“ als niedrig eingestuft. Eine Einschätzung, die durch die Studie bestätigt wurde. Damit ist das Testverfahren eine wertvolle Hilfe in der Entscheidung über die Dauer der Gabe von Medikamenten zur Hemmung der Blutgerinnung. So können Betroffene mit geringen Rückfallrisiko nach einer bestimmten Zeit auf Blutverdünner gänzlich verzichten. Neben dem Gewinn an Lebensqualität profitieren sie auch davon, dass das mit den Medikamenten einhergehende Blutungsrisiko wegfällt.
Vorsorge und Schutz vor Thrombosen
Wenn Sie wissen möchten, ob bei Ihnen Risikofaktoren für eine Thrombose bestehen oder wie Sie selbst vorbeugen und „venenbewusst“ leben können, stehe ich Ihnen gerne in meiner Ordination zur Verfügung!
Bildquelle: iStock